Turanj 1978

Warum ausgerechnet Turanj – wie es dazu kam

Im Sommer 1966 fuhr eine befreundete Familie meiner Eltern nach Kroatien (dem damaligen Jugoslawien). Sie wollten nach Split, um dort 2 Wochen Urlaub zu machen. Die damals mehr oder weniger mühevolle Autoanreise, Österreich hatte kaum eine hinreichend gute Autobahnanbindung und in Jugoslawien gab es lediglich die am besten geeignete Küstenstrasse gen Süden. So kam die Familie, Vater, Mutter und Kleinkind in die dalmatinische Region von Zadar. Die Nachmittagssonne war unerträglich und das Kind hielt die Hitze langsam im Auto nicht mehr aus. An eine Klimaanlage im Auto war damals noch nicht zu denken. Das Kind weinte und wurde zu fortschreitender Stunde immer lauter im Auto und Split war wenige Kilometer nach Zadar noch weit entfernt. Man hatte sich wohl verkalkuliert mit den Kilometern, der Zeit und den Küstenstrassenverhältnissen. Und mit der unerträglichen Hitze in den Sommermonaten. Immerhin fuhr man von Rijeka bis in die Zadarer Gegend über die Küstenstrasse 4 Autostunden. Also, es blieb der Familie nur eine Möglichkeit mit dem gestressten Kind, im nächsten Ort eine Übernachtung für eine Nacht zu suchen. Allerdings kam man dann erst einen Tag später in Split an. Da wurde die Mutter energisch, die Anweisung an den Vater, einem leidenschaftlichen Autofahrer, der eigentlich nur zum Tanken anhielt, lautete, im nächsten Ort eine Übernachtung zu suchen. Da rechts der Strasse das Meer lag, fuhren sie in Turanj, direkt nach der Bushaltestelle, rechts in eine kleine Seitenstrasse um die bekannten kleinen Schilder zu suchen: “Zimmer frei” (z.T. auf kroatisch, englisch oder auch auf Deutsch). Die allermeisten Schilder wurden damals noch selbst hergestellt und mit Farbe bemalt. Nach ca. 50 Metern und nach einer kleinen Linkskurve, da stand nun ein Haus und ein solches Schild. Sogar neben dem Haus ein kleiner Parkplatz. Sie stiegen aus und gingen in den Hof, um zu fragen, ob sie ein Zimmer für eine Nacht bekommen können. Sie wurden durch die sehr nette Gastgeberfamilie herzlichst begrüsst und ein Zimmer war, in dem damals noch recht beengten Haus auch vorhanden, selbst für eine Nacht. Die Gastgeber sprachen nur kroatisch und ein wenig italienisch, aber kein Deutsch oder Englisch. Das machte die Verständigung nicht einfacher. Aber ein gutes Abendessen, selbstgemachter Rotwein und selbstdestillierter Schnaps und die lange Tagesfahrt war schnell vergessen. Jetzt nur noch schlafen und morgen früh geht’s weiter nach Süden, dachten Sie, die Küstenstrasse runter nach Split. Nach dem Aufstehen saßen sie gemeinsam im Hof zum Frühstück. Die Sonne strahlte, blauer Himmel und es war sehr warm, so begrüsste der Tag die Reisenden. Jetzt ist Urlaub, man wollte die Restreise nach Split ruhiger angehen. Langsamer fahren, öfters mal anhalten um die Landschaft und das Meer zu bewundern. Unterwegs anhalten und einen kleinen Fresskorb und Getränke mitnehmen, denn der Tag versprach wieder heisses Wetter. Man erkundigte sich bei der Gastfamilie, ob und wo man in Turanj im Dorf einkaufen gehen konnte. Also gingen sie die ca. 150 Meter ins Dorf, sie sahen jedoch schon nach wenigen Metern das blaue Meer und die Morgensonne, die sich im Meer spiegelte. So etwas Malerisches waren sie, die in der Mitte Deutschlands wohnten, nicht gewohnt. Der Spaziergang durch den kleinen Ort, das wunderschöne Meer, die Inseln, der kleine Fischerhafen. Zum Einkaufen kamen sie wohl dann voller Begeisterung gar nicht mehr. Ach, vielleicht doch noch einen Tag länger hierbleiben am Meer in Turanj, wir können ja dann morgen weiter nach Split fahren. Mir ist nicht bekannt, wie oft sie dieses noch zu sich sagten, aber es kam, wie es kommen musste, sie fuhren gar nicht mehr nach Split, sondern blieben den gesamten Urlaub in Turanj. Die Gastfamilie, der Ort, das Meer, alles hatte es ihnen angetan; es war ein wunderschöner und unvergesslicher Urlaub für sie. Zurück in Deutschland berichteten sie uns über alles und meinten, nächstes Jahr fahren wir wieder dort hin – kommt doch mit.

Turanj 1978

So kamen wir nach Turanj - Eindrücke von unterwegs

Der Sommer 1967 kam schnell und somit unsere 1. Reise nach Jugoslawien und nach Turanj. Das Einzigste, was wir wussten, war der Name des Ortes (irgendwo am Meer, noch vor Split), dass das Haus direkt am Meer liegt, dass die Gastgeberfamilie sehr freundlich ist, aber kein deutsch spricht. Also fuhren wir mit zwei Auto’s im August gen Süden, voller Erwartungen im Gepäck. Für uns ein ganz unbekanntes Urlaubsgefühl, denn ausser der Nordsee und der Ostsee kannten wir kein Meer. Das sollte sich jedoch schnell ändern. Wir übernachteten auf unserer Fahrt irgendwo in Italien in einem relativ kleinen Ort, an der Hauptstrasse in einem kleinen Hotel oder Motel. Ich kann mich nur noch an das Zimmer erinnern für uns drei, denn es gab ein doppelstöckiges Bett. Na gut, mit 16 Jahren kann man ja noch mal unterwegs bei seinen Eltern im Zimmer übernachten. Am nächsten Tag, die Sonne strahlte und es war wunderschönes Wetter. Wir sassen beim Frühstücken vor dem Hotel mit Blick auf die Strasse. Wie wird es am Meer sein? Aber eine Tagesfahrt lag noch vor uns. Unsere Freunde, die ja schon im Vorjahr in Jugoslawien waren, fuhren wieder vor uns im Auto.  Am Spätvormittag erreichten wir die italienisch/jugoslawische Grenze, kurz danach die erste grosse Stadt, die Hafenstadt Rijeka. So viel Verkehr mittags, wir kannten uns nun gar nicht aus. Viele Ampeln, denn damals ging der gesamte Fernverkehr gen Süden noch durch die Stadt und unten am Hafen entlang. Die Autobahn, die heute vor Rijeka bereits links um Rijeka herumführt, die gab es damals noch nicht. Mein Vater musste gewaltig aufpassen, dass er unsere Freunde, die vor uns fuhren, nicht durch eine rote Ampel verlor. Und da kam es uns plötzlich, wir hatten ja noch nicht mal eine Adresse der Gastgeber und den Ortsnamen Turanj, den hatten wir bereits auch schon wieder vergessen. Ja und Handy’s gab es damals ja auch nicht. Man verständigte sich ganz einfach unterwegs mit der Lichthupe. Und dann passierte, was passieren musste, die zweispurige Hauptstrasse war überfüllt und unsere Freunde bereits einige Auto’s vor uns. Die linke Fahrspur ging dann geradeaus oberirdisch und weiter nach links abbiegend, die andere rechte Fahrspur daneben, ging unterirdisch geradeaus weiter. Unsere Freunde waren natürlich auf der anderen Spur, die ganz plötzlich links abging mit dem Hinweisschild: Split. Wir fuhren unterirdisch, jedoch auch mit dem Hinweisschild: Split. Alle Wege führten nach Split. Sie fuhren weiter durch die etwas oberhalbgelegene Altstadt, wir jedoch durch die Altstadt unten am Hafen entlang. Was jetzt tun, denn wir wussten ja noch nicht mal wohin. Split hätten wir ja noch gefunden, aber wären wir in Turanj angekommen, den Ortsnamen hatten wir ja wieder vergessen. Also fuhren wir in der Mittagshitze weiter durch Rijeka, uns wurde mulmig und immer wärmer. Dann sahen wir das Ortsausgangsschild von Rijeka und direkt am Schild die Möglichkeit, mal kurz rechts anzuhalten. Warten brauchten wir nicht lange, nach wenigen Minuten kamen unsere Freunde aus einer anderen Strasse direkt auf uns zugefahren. Sie hatten auch bemerkt, dass wir weg waren und kommentierten es lediglich mit dem Hinweis, warum bist du uns nicht hinterhergefahren. Mach das mal, wenn plötzlich die Strasse nach unten verschwindet und man nicht mehr auf die linke Spur kommt. Uns standen die Schweissperlen auf der Stirn, nur noch Hitze in der Mittagssonne. Und dann kam’s noch dicker. So, jetzt haben wir nur noch ca. 4 Stunden Autofahrt, immer die Küstenstrasse runter. Da kann man sich nicht verfahren und der Ort heisst Turanj und da gibt es notfalls auch ein Ortseingangsschild. Aber alles verlief dann problemlos – bis wir nach stundenlanger und sehr interessanter Fahrt durch eine eigentümliche und steinige Landschaft in Turanj endlich ankamen. Die gewaltigen Eindrücke, links die Felder und Berge und die vielen Steine, zerklüftete Landschaften und rechts das wunderschöne blaue Meer und die vielen vorgelagerten Inseln. So etwas hatten wir zuvor noch nie zuvor gesehen. Das war eine unvergessene Fahrt. Angekommen – endlich!

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